Der Kauf von Exchange Traded Funds (ETFs) bot sich in der Vergangenheit für all jene Investoren und Spekulanten an, die auf eine exakte Nachbildung eines bestimmten Indexes oder Basiswertes setzen wollten.

Beispielsweise stand spekulativ veranlagten Anlegern über einen Kauf von ETFs an der New Yorker Börse auch der Handel mit China-Aktien offen, von dem sich ausländische Investoren in Bezug auf eine direkte Teilnahme an den Festlandbörsen Chinas bislang ausgeschlossen sehen.

Auch auf nahezu jeden anderen Sektor – angefangen bei Rohstoffen über Leitindizes bis hin zu in einem ETF-Korb zusammengefassten Branchenaktien – lässt sich mittels eines Kaufs von ETFs heutzutage leichterdings wetten.

Prozentuale Gewinne und Verluste orientierten sich dahingehend bis heute exakt an den jeweiligen Tagesschwankungen auf die unterliegenden Indizes oder Basiswerte. Das ganze Wettsystem war bis dato also sehr überschaubar.

"Finanzmarktinnovationen"

Doch dies scheint den Maestros im Kredithebelgeschäft alles nicht mehr genug zu sein. Wie lässt sich anders erklären, dass die US-Börsenaufsichtsbehörde Securities and Exchange Commission (SEC) nun einen Antrag genehmigt hat, der in der Zukunft auch den Handel von vierfach gehebelten Exchange Traded Funds vorsieht?

Die Vereinigten Staaten nehmen damit wie so oft eine Vorreiterrolle auf dem Gebiet der „Finanzmarktinnovationen“ ein, der für die zukünftigen Entwicklungen an allen anderen Börsenplätzen der Welt Pate stehen dürfte. Der durch die Tochterfirma von Intercontinental Exchange – NYSE Arca Exchange – eingereichte Antrag bezieht sich vorerst nur auf den Handel mit zwei ETFs.

Namentlich handelt es sich um den

·      ForceShares Daily 4X US Market Futures Long Fund – mit dem Kürzel UP –

und den

·      ForceShares Daily 4X US Market Futures Short Fund – mit dem Kürzel DOWN –

denen nun die Genehmigung zu Teil wird, durch Investoren fortan auf vierfache Weise gehebelt gehandelt zu werden. Übersetzt heißt dies, dass der erstgenannte Exchange Traded Fund dazu ausersehen ist, an jedem einzelnen Handelstag 400% der Tagesperformance der S&P-500-Index-Futures abzubilden.

Der zweitgenannte Exchange Traded Fund bildet das Gegenstück zu dem erstgenannten. Jedes Prozent, das die S&P-500-Futures im Tageshandel nachgeben, bildet der ETF auf vierfache Weise ab. Ein Tagesverlust von 1% würde sich für die Käufer demnach also in einen Tagesgewinn von 4% übersetzen.

Es gibt bereits einzelne ETFs, die in den Vereinigten Staaten seit einiger Zeit mit dreifachem Hebel gehandelt werden können. Die meisten dieser Produkte wurden jedoch eher in Europa als in den USA aufgelegt. „Wir sind begeistert“, wie das Statement von Sam Masucci, Chef der Exchange Traded Managers Group, welche die ETFs vertreibt, auf Anfrage hin mitteilte.

Kreditgehebelter Handel steigert Risiko

Ja klar, auf diese Entwicklung kann man selbstverständlich stolz sein. LOL. Nicht nur die Gier unter Investoren und Spekulanten wird auf diese Weise abermals signifikant angefacht, sondern vielmehr drohen solche Hebelprodukte die Finanzmärkte massiv zu destabilisieren, was vor allem dann gilt, wenn der Trend abwärts gerichtet ist.

Auch wenn die genannten Produkte nicht für jedermann zugänglich und käuflich sein sollen, lässt sich für den Rest mittels eines Kaufs recht komfortabel auf Longkäufe und Leerverkäufe im Hinblick auf den S&P 500 Index spekulieren. Diese Produkte werden wohl vor allem Käufer anziehen, denen der Zock mittels Futures und Knockout-Scheinen zu heiß gewesen ist.

Die kreditgehebelte ETF-Performance wird im Hinblick auf den Tagesverlauf des S&P 500 Index nicht nur für einen weitaus größeren Kick unter Spekulanten sorgen, sondern auch dazu führen, dass diese Produkte in der Zukunft wie Pilze aus dem Boden schießen dürften, was den kreditgehebelten Handel von Finanzprodukten einer noch größeren Masse von Anlegern schmackhaft machen wird.   

Kommt der vierfachgehebelte Bitcoin-ETF?

Als besonders interessant erweist sich die nun durch die SEC erteilte Handelsgenehmigung im Angesicht einer jüngst erteilten Absage in Bezug auf die Zulassung für einen ausschließlich auf Bitcoins fokussierten Exchange Traded Fund. Es lässt sich nicht ausschließen, dass der Antragsteller Cameron and Tyler Winklevoss diese Entscheidung nun anfechten wird.

Zum anderen hatte die SEC im letzten Jahr neue Regularienentwürfe veröffentlicht, laut denen der Handel mit exotischen ETF-Produkten limitiert und die Nutzung von Derivaten im Tageshandel teils deutlich beschränkt werden sollte. Unter Umständen kommt die jetzige Genehmigung nicht von ungefähr.

Denn erst am Dienstag bestätigte der US-Senat die Ernennung von Jay Clayton zum neuen Chef der SEC. Mit dieser Bestätigung könnte ein Wechsel in der Genehmigungsprozedur einhergehen, die darüber bestimmt, welche neuen Investment- und Finanzprodukte an den Börsenplätzen in den USA gehandelt werden dürfen.

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